Freundschafts - Echo 1 / 2020
Mitteilungsblatt der Brandenburgischen
Freundschaftsgesellschaft e. V. für Regionalverbände,
Basisgruppen, Mitglieder und Sympathisanten
75. Jahrestag der Befreiung Europas vom Faschismus
Gedenken – für die Bewahrung des Friedens!

Mitglieder unseres Vereins mit den Partnern vom Verein russischsprachiger Mitbürger in Potsdam „Semljaki e. V.“ am sowjetischen Ehrenfriedhof Foto: @AlexanderGuidePotsdamBerlin
In diesem Jahr sollte die Gedenkveranstaltung zum runden Jubiläum in Potsdam besonders würdig mit einem anschließenden musikalisch-literarischen Programm vom Verein „Semljaki e. V. gestaltet werden. Wie auch in anderen Orten konnte aber lediglich individuell und in kleinen Gruppen der Befreier gedacht werden.
Gemeinsam legten auch Brandenburgs Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke, Landtags-präsidentin Prof. Dr. Ulrike Liedtke, der Botschafter der Russischen Föderation Sergej N. Netschajew und der Botschafter der Republik Belarus Denis Sidorenko Kränze am Ehrenmal nieder. Letztlich lagen Blumen auf jedem der 386 Rotarmistengräber, an denen viele Menschen noch in individuellem Gedenken verweilten.
Mehrere Grußbotschaften erhielten wir von langjährigen Freunden aus Russland, z. B. vom Veteranenverband der GSSD/WGT aus Krasnodar:
„Вы и Ваши друзья согреваете наши сердца, сохраняя память о наших погибших героях! Спасибо Вам. С уважением, Виктор Клевакин“
Übersetzung: Sie und Ihre Freunde erwärmen unsere Herzen, indem Sie die Erinnerung an unsere gefallenen Helden bewahren. Hochachtungsvoll Viktor Klevakin
Bernd Muck
Geänderte Form des Gedenkens am 8. Mai

Die Corona-Krise wirkte sich auch auf die wohl wichtigste Gedenkveranstaltung aus. Traditionell rufen die Stadt Eberswalde und die Brandenburgische Freundschaftsgesellschaft aus Anlass des Jahrestages der Befreiung vom Nationalsozialismus zur Kranzniederlegung auf. Dieser jährte sich nunmehr zum 75. Mal. Die offizielle Kranzniederlegung fand mit Bürgermeister Friedhelm Boginski, dem Vorsitzenden der Stadtverordnetenversammlung Martin Hoeck, dem Vorsitzenden des Hauptausschusses Götz Herrmann, sowie Vertretern der Brandenburgischen Freundschaftsgesellschaft am Sowjetischen Ehrenmal auf dem Waldfriedhof an der Freienwalder Straße statt. Alle Bürgerinnen und Bürger wurden gebeten, an diesem Tag allein bzw. unter konsequenter Einhaltung der Kontakt -und Hygieneregeln der Opfer von Krieg und Gewalt-herrschaft zu gedenken.
Aus Anlass des besonderen Jubiläums bestand in diesem Jahr in der Zeit von 10 bis 16 Uhr unweit des Ehrenmals die Möglichkeit, Gedanken und Erinnerungen zum Kriegsende auf Schautafeln zu veröffentlichen.
Am 8. Mai 1945 endete mit der Unterzeichnung der Kapitulationsurkunde der Zweite Weltkrieg in Europa. Damit endeten sechs Jahre Krieg sowie zwölf Jahre nationalsozialistische Diktatur in Deutschland, und es begann die bis heute längste friedliche Phase auf deutschem Boden.
„Für mich steht fest, dass nachfolgende Generationen von den gravierenden und tragischen Erfahrungen eines Krieges verschont bleiben müssen", sagte das Stadtoberhaupt.
Der 75. Jahrestag der Befreiung sei ein bedeutender Anlass, um sich diesen Wunsch nochmals deutlich ins Bewusstsein zu rufen. Waldemar Hickel
8. Mai – Tag der Erinnerungen

Es ist ein Tag schmerzvoller Erinnerungen an ertragenes Leid, qualvolle Tage und Nächte, Ängste und Sorgen. Das liegt nun 75 Jahre und mehr hinter den Menschen in Deutschland und der Welt. 75 Jahre herrscht Frieden in unserem Land. Doch dürfen und wollen wir nicht vergessen, wem wir das verdanken.
Ehrfurchtsvoll verneigten sich an diesem Tag tausende Menschen an den Gräbern gefallener Rotarmisten. So auch in Alt Ruppin und Neuruppin.
Covid 19, die Krankheit, die nur verhaltene Aktivitäten erlaubt, konnte uns nicht hindern, wenn auch nur in kleinen Gruppen und mit nötigem Sicherheitsabstand, an den Ruhestätten der Gefallenen ein kurzes Gedenken abzuhalten.
In Alt Ruppin trafen sich zur zentralen Veranstaltung 20 Personen, allen voran der Bürger-meister von Neuruppin, Herr Golde, der Stadtverordnetenvorsteher, Herr Klier und die Ortsvorsteherin, Frau Ahlers. Federführend war, wie in jedem Jahr, die Regionalgruppe unserer Freundschaftsgesellschaft mit dem Mitglied ihres Landesvor-stands, Herrn Ahlers, sowie Mitbürger aus der ehemaligen Sowjetunion.
Schon Tage zuvor waren sie zum Ehrenfriedhof gekommen, um den Obelisk zu reinigen, die Grabsteine zu säubern und die Umgebung zu harken. Am 8. Mai schmückten sie die einzelnen Grabsteine mit Nelken und kleinen Tagetestöpfen. So bot sich den Teilnehmern und Vorübergehenden ein festliches, ehrenvolles Bild. Besonders zu Herzen ging den Teilnehmern, wie zwei Kinder in russischen Soldatenuniformen (von einer russischen Freundin selbst hergestellt), begleitet von leiser Musik, ein Gebinde zur Stele trugen. Welch eine Mahnung und Verpflichtung stieg in den Herzen aller hoch! Nie wieder darf so ein Rassenwahn geschehen, der Millionen Opfer forderte, nie wieder so ein sinnloses, barbarisches Morden und Töten!
Die Wahrung des Friedens bleibt unsere wichtigste Aufgabe. Frieden kommt nicht von allein – es bedarf unseres aktiven Einsatzes. Der 8.Mai 1945 war eine Befreiung für Deutschland und die Welt, er ist heute ein Tag der Dankbarkeit an alle Befreierinnen und Befreier gleich welcher Nation.
In unserer Organisation muss der Kampf um Freiheit und Demokratie oberstes Gebot sein und bleiben, damit sich all das Schreckliche nicht wiederholen kann. Dafür setzen wir uns mit allen friedliebenden Menschen ein. Frieden und Freundschaft auf unserem Erdenball – dafür stehen wir. Wolfgang Ahlers
75 Jahre danach – Gedanken zu einem Zeitungsartikel
Unter der Überschrift „Gedenken an die Kameraden“ veröffentlichte die Märkische Allgemeine Zeitung in einem ihrer „Wochenspiegel“ den Artikel Ulrich Hansbuers über den „Wald der Erinnerung“ am Standort der Bundeswehr in der Henning-von-Treskow-Kaserne in Potsdam-Schwielowsee. Im Stiele eines Frontberichterstatters wird geschildert: „Es war der 2. April 2010, das Wetter war gut, es war gegen zwölf Uhr mittags. Die Fallschirmjäger aus Seedorf hatten im afghanischen Kundus die Suche nach Sprengfallen aufgenommen. Eigentlich Routinearbeit. Doch dann Schüsse, MG-Salven peitschen über die Felder, Bilder von einer Helmkamera werden wacklig. Aber die Befehle von Hauptfeldwebel Martin F. sind klar und deutlich zu hören: „Deckung Männer“ ...“.
Man kann sich bildlich vorstellen, wie die „Männer“ furchtlos, standhaft und unerschütter-lich im Kugelhagel standen und auf den Befehl ihres Hauptfeldwebels warteten.
„Hier wird politisches Handeln und die Verantwortung sichtbar“, erklärt der Zuständige für den Besucherdienst an den Gedenktafeln für die Gefallenen. Es wird an das Lied vom „guten Kameraden“ von Ludwig Uhland erinnert und bedauert, dass in diesem Jahr wegen Corona nur ein stilles Gedenken möglich ist, wo doch sonst etwa 3000 Besucher pro Jahr kommen.
Eine Mutter soll an der Gedenktafel für ihren Sohn nicht mehr als: „Dass ich hier meinen Sohn erleben kann, hilft mir“, gesagt haben. Eine Frau, die sich, wenn sie in der DDR gelebt hat, bestimmt noch gut an die Worte unserer Nationalhymne: „...dass nie eine Mutter mehr ihren Sohn beweint...“ erinnern kann. Sollte sie sich nicht gefragt haben, welches „politische Handeln“ die „Verantwortung“ dafür trägt, dass ihr Sohn in einer unvorstellbar großen Entfernung sein Leben lassen musste, wen und was er dort geschützt hat, was uns die dortigen Bewohner eigentlich angetan haben?
Die Taliban haben einen Krieg, der länger als der Zweite Weltkrieg gedauert hat, offensichtlich gewonnen. Die USA-Truppen verlassen das Land; mit ihnen oder nach ihnen, kehren in Kürze, 75 Jahre nach der Niederlage Hitlerdeutschlands, wieder deutsche Soldaten heim. Um auch an ein passendes Lied zu erinnern: „... mit Mann und Ross und Wagen hat sie der Herr geschlagen...“.
Im Artikel wird die Zahl von 3200 Angehörigen der Bundeswehr genannt, die in Ausübung ihres Dienstes das Leben verloren haben. Die Zahl derjenigen, die als körperliche und seelische Krüppel heimgekehrt sind, wird nicht genannt. Diese haben nicht die ewige Ruhe, sie leiden ihr Leben lang. Ob ihre Namen im Wald der Erinnerung zu lesen sind, wird nicht berichtet.
Jede Mutter sollte ihrem Kind, falls es sich wegen der hohen Summen, die für den militärischen Einsatz gezahlt werden, für solch einen Einsatz bewerben will, die Ohren langziehen, selbst wenn sie zu diesem Zwecke auf einen Stuhl steigen müsste. Ludwig Stern
Bericht über die Tätigkeit des Arbeitskreises
„Sowjetische Ehrenmale und Friedhöfe“ 2019 – 2020
Sowjetischer Ehrenfriedhof in Luckenwalde, aufgenommen am 22.05.2020 bei einer Recherche
Foto: K. Muß
Am 07. August vergangenen Jahres verstarb unser langjähriger Leiter des Arbeitskreises Dr. Wolfgang Ditting. Er hinterließ eine große Lücke in der Brandenburgischen Freundschaftsgesellschaft. Plötzlich fehlte uns sein großes Sachwissen, seine Kenntnis beinahe jedes Sowjetischen Friedhofs im Land Brandenburg und darüber hinaus, sein militärhistorisches Wissen und seine über viele Jahre gepflegten Beziehungen zu den Friedhofsverwaltungen in ganz Brandenburg.
Etwas holprig gelang uns dann ein Neustart mit fünf Enthusiasten. Ein Einstellen der Arbeit kam nicht in Frage, dafür fühlen wir uns den Befreiern Deutschlands vom Faschis-mus zu sehr verpflichtet. Außerdem lagen noch einige nicht bis zu Ende durchgeführte Recherchen an. Die Angehörigen warteten auf Antworten. Auch kamen laufend neue Anfragen nach ungeklärten Grablagen hinzu. So hatten wir vom August 2019 bis Ende Mai dieses Jahres 55 Anfragen vorliegen. Davon konnten 6 positiv, d. h. mit genauer Angabe des Grabes des Gesuchten einschließlich Foto beantwortet werden. Bei 49 Anfragen konnten wir trotz großen Rechercheaufwands das Grab des Gesuchten nicht finden. Davon liegen 7 höchstwahrscheinlich in der Republik Polen, bei 12 Anfragen fehlten notwendige Angaben zur Person oder der Kampfverband war nicht mehr genau zu ermitteln. Bei 30 Anfragen wurde zwar der Sterbeort mit hoher Wahrscheilichkeit ermittelt, das Grab aber nicht gefunden. In solchen Fällen wird den Hinterbliebenen ein Antrag auf Verewigung des Gedenkens an den Gefallenen bei der Botschaft der Russischen Föderation empfohlen.
Am 03.06.2020 wurde jedem Mitglied des Arbeitskreises auf einer Auszeichnungsveran-staltung im Haus der russischen Wissenschaft und Kultur in Berlin ein Dankschreiben des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation durch den Botschafter Sergej N. Netschajew übergeben. Wir betrachten es als Zeichen der Anerkennung unserer Mühen und als Verpflichtung, weiter unsere Kraft und Zeit für die Klärung der Schicksale noch immer vermisster Rotarmisten einzusetzen. Klaus Muß
Der Verein ist eingetragen beim Amtsgericht Potsdam mit der Nr. VR 412 und vom Finanzamt mit der Steuer-Nr. 046/141/00074
als gemeinnützig anerkannt. Bankverbindung: Mittelbrand. Spk. IBAN: DE09 16050000 3503000096 BIC: WELADED1PMB
ViSdP: Bernd Muck, Vorsitzender BFG e. V. ber.mu@web.de http://www.bfg-ev.org